„Bäume sind Heiligtümer"

oder

Die Geschichte des Bonsai

 

Die Gestaltung der Miniaturbäume hat ins Ostasien eine uralte Tradition, Die Anfange dieser Kunst liegen im Dunkel der Geschichte v«borgen. aber sie führen nach China und reichen zurück bis in die Han-Dynastie (206 vor Chr. - 220 n. Chr.)

Damals pflegten Gärtner eindrucksvolle Landschaften und Bäume naturgetreu im Kleinen nachzubilden. Sie schufen Miniaturgärten - hier waren Felsen, Berge, Flüsse. Häuser, Menschen. Tiere winzig klein auf einem Tablett nachgestaltet.

Bis heute hat sich in China eine besondere Vorliebe für diese Miniaturlandschaften erhalten. In dieser frühen Zeit finden wir auch schon „punsai“ erwähnt: Bäumchen, die einzeln in Schalen gesetzt und dann weiter kultiviert wurden. Noch vor dem Jahr 1000 wird die Schönheit dieser „punsai" in Gedichten gerühmt und ihre Gestaltung in einer umfangreichen Fachliteratur diskutiert.

Wahrscheinlich haben buddhistische Mönche im 10. u. 11. Jahrhundert die Miniaturbäume nach Japan gebracht.

Unter Einfluss des Buddhismus wurde die Gartengestaltung zu einer großen religiösen Kunst. Er war auch die Grundlage und schöpferische Kraft für die Weiterentwicklung des Bonsai in Japan.

Bonsai galten als Sinnbild für die Harmonie zwischen Mensch und Natur. Die Mönche sahen in ihnen „grünende Treppen die zum Himmel führen“. Pflege und schweigende Betrachtung der Miniaturbäume waren für sie eine religiöse Handlung.

In der japanischen Geschichtsschreibung werden Bonsai erstmals in der Kamakura-Zeit ( 1192 - 1336) erwähnt und zwar in den Annalen des Kasuga-Schreines in Nara (Bildrolle mit dem Titel Kasugagongen-genki, gemalt 1300 von Takakane Takashina).

Ein chinesischer Beamter, Chu-Shun-sui, der um 1644 vor der Mandschu-Herrschaft aus China nach Japan floh und seine ganze Bonsai-Fachliteratur mitbrachte, hat die Bonsai-Kultur in Japan entscheidend gefördert.

Zu dieser Zeit blieb die Beschäftigung mit den Miniaturbäumchen den Mönchen und dem Adel vorbehalten. Erst die politische Neuordnung durch Tokugawa leyasu und eine damit verbundene Änderung der alten Feudalstruktur. die zu einer Verarmung der Fürsten und Samurai führte. machte dem gewöhnlichen Volk die Bonsai-Kunst zugänglich.

Wahrscheinlich lernten portugiesische Seefahrer die Miniaturbäume bereits im 16. Jahrhundert auf ihren Handelsreisen nach Japan kennen. Doch Bonsai sind erst um die Jahrhundertwende bei uns ein Begriff geworden.

Japaner stellten sie zum ersten Mal 1878 auf der Weltausstellung in Paris und dann 1909 in London der staunenden Öffentlichkeit vor.